Märkte in Madagaskar : Reisebericht von Herrn Frank Dittrich (8/9)

Montag, 12.02.2018

K1 macht auf dem Markt Großeinkauf. Avocados, Lauch, Tomaten, Auberginen, Gurken, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Paprika, Mangos. Zwei große schwere Körbe werden uns zum Auto getragen. Insgesamt investiert er 6 Euro. Ich kaufe eine Tüte Muskatnüsse und zwei Kilo schwarzen Pfeffer. Lerne dabei die Unterschiede zwischen gutem, schweren Pfeffer und weniger geschmacksintensiven leichten Pfeffer kennen. Und der rote Pfeffer ist kein Pfeffer, sondern eine Beere. Weißen Pfeffer gibt es auf dem Markt nicht. Dafür wilden Urwaldpfeffer mit kleinen Stengeln, der einen anderen aber sehr guten Geschmack hat. Hier wird jedes Pfefferkorn einzeln von Hand gepflückt, während beim grünen und schwarzen Pfeffer die Rispen abgestreift werden. Der Urwaldpfeffer ist entsprechend teuerer.
Gemüse auf dem Markt
Gemüse auf dem Markt

Gemüse auf dem Markt
Zwiebeln, Chili, Knoblauch...

Gemüse auf dem Markt
Mangos überall

Gemüse auf dem Markt
So langsam machen wir uns auf den Weg zurück in die Hauptstadt. Halten in einem Dorf hinter Ambatolampy zum Entenleberpastete essen. Dafür ist das Restaurant bekannt, ich war schon einige Male hier. 5 verschiedene Sorten von Entenleber sind im Angebot. Nachdem ich alle durchprobiert habe, bin ich satt. Eine deutsche Touristengruppe nimmt neben uns Platz, sie machen eine Kombireise Mauritius-Madagaskar. Ich erzähle ihnen von meinem Schulprojekt und drücke ihnen Flyer in die Hand. Vielleicht kann sich das Spendenkonto darüber freuen.

Zurück in Tana machen wir es uns bei K1 gemütlich. Ich beziehe einen Bungalow im Erdgeschoß, K2 nimmt die Etage darüber. In der Zwischenzeit machen sich die guten Geister in der Küche über die Körbe mit Obst und Gemüse her. 

Als wir den BMW mit gerissenem Keilriemen in Miandrivazo zurückließen, war noch eine Tasche mit Kleidung von mir drin. Wir gehen zu Lucienne, um die Tasche zu holen. Aber das Auto samt Tasche ist nicht da, es steht bei Tsiresy. Wir machen uns auf den Weg zu ihm. Er empfängt uns in seinem schicken Haus, in der Ecke des Wohnzimmers steht ein großer, reich geschmückter Plastiktannenbaum. Nach etwas Smalltalk drückt er mir eine Rechnung vom Finanzamt in die Hand und meint, er bräuchte meine Hilfe. Er erklärt mir, dass das Finanzamt für den BMW über 3.000 Euro KFZ-Steuer von ihm haben möchte. Ich sage ihm zu, dass ich die Rechnung mit K1 besprechen werde, da ich sie nicht verstehe. Wir nehmen die Reisetasche aus dem Auto und fahren zurück zu K1. Das Abendessen ist kaum zu schaffen. Es gibt Hühnchen. Wir kippen noch eine Flasche Rotwein und noch eine.

Dienstag, 13.02.2018

Der letzte Urlaubstag für K2. Wir fahren auf den Souvenirmarkt an der Route Digue mit seinen über 200 Ständen. Dem Verkäufer an Stand 146 treten die Schweißperlen auf die Stirn. Er hatte mich erst für morgen erwartet. Sein Chef ist noch nicht da. Er ruft ihn an. Die bestellten Schnitzereien sind schon fast komplett, es fehlen nur noch 5 Engel. Ich zähle 46 kleine Krippen, 15 mittelgroße Krippenfamilien aus Palisanderholz und 21 aus Lianenholz, dazu 12 große Krippenfamilien und eine sehr große. 576 Krippenfiguren insgesamt. Ich schreibe alles auf eine Liste. Dann kommt der Chef angerannt. Er schreibt eine dreiseitige Rechnung in Millionenhöhe. Ich bin ja mal auf den Zollbeamten gespannt, der meinen Koffer öffnet.
madagassische Kunst
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In Deutschland kann man auf Kunst & Körbe aus Madagaskar solche madagassische Kunst online kaufen.

Ich kaufe noch 40 kleine Holzschachteln mit Intarsienarbeiten und ein Kilo Urwaldpfeffer mit dem hübschen Namen Voatsiperifery. Auch K2 versorgt sich mit reichlich Souvenirs. Schlüsselanhänger, Würfelspiel, Schachfiguren, bestickte Taschen. 

Gut bepackt brechen wir auf zum Golfplatz du Rova, der an der Straße nach Mahitsy liegt. 5 mal so teuer wie in Antsirabe, dafür ungepflegte kaum spielbare Greens. Etwas für die Möchtegernelite der Hauptstadt, wo man sich zum Geschäfte machen trifft und nicht zum Golfen. K2 spielt 9 Loch. 

Zu Hause bei K1 packen wir unsere Beute im Restaurant auf die Tische. Sieht aus, als ob wir selbst einen Souvenirshop eröffnen möchten. K2 muss seinen Koffer umpacken. Er nimmt die Krippenfiguren aus Lianenholz mit. Und die 40 Holzschachteln. Seine eigenen Sachen finden in der IKEA-Reisetasche Platz. 

Mit K1 bespreche ich Tsiresys Finanzamtsrechnung. Die Steuer ist nicht für den BMW sondern für Reisen mit Touristen, die Tsiresy ohne mein Wissen durchgeführt hat. Er hatte Einnahmen von 5,2 Millionen Ariary angegeben. An Hand des Kilometerstandes hat ihm das Finanzamt weitere Einnahmen von 47 Millionen Ariary nachgewiesen, die er nicht angegeben hat. Die soll er nun versteuern. Selber schuld. Es passt zu ihm, die Einnahmen selbst einzustecken und die Ausgaben auf andere abzuwälzen. Nein, diesmal nicht. 

Um 18 Uhr treffen wir uns mit Andri und Heri. Die beiden können auf dem Schulausflug nicht mitkommen, da sie in der Baumschule die Setzlinge für die Pflanzaktion abholen müssen. Aber sie kommen mit zum Abendessen. K1 lässt Rotkrautsalat mit Rosinen, Wildschweinbraten mit Paprikagemüse und Reis und als Nachspeise ein unglaublich leckeres Tiramisu auftischen. 

Nach 21 Uhr bringe ich K1 zum Flughafen. Bereits beim Öffnen des Kofferraums werden wir angequatscht, ob wir Euromünzen in Euroscheine oder Ariary wechseln können. Natürlich kann ich, aber nicht hier in der Dunkelheit auf dem Parkplatz. Der Check-in hat noch nicht begonnen, wir stellen uns ans Ende der Warteschlange. Der Geldwechsler klopft mir auf die Schulter. Er zählt acht 2-Euro-Münzen und einiges Kleingeld in seine Hand. Ich zeig ihm den 20-Euro-Schein. Er kippt die Münzen in meine Hand und siehe da - plötzlich fehlen die 2-Euro-Münzen. So ein Zufall. Ich stecke den 20er wieder ein und schreie laut nach Polizei. Ein Beamter steht teilnahmslos in der Ecke. Ich gehe auf ihn zu, das Kleingeld in der ausgestreckten Hand. Erkläre ihm dass mich jemand beim Wechseln bescheissen wollte. Doch der Geldwechsler ist über alle Berge und ward nicht mehr gesehen. So kann ich ihm die Münzen leider nicht mehr zurückgeben. Cheat the cheaters, das macht Spaß. Ich verabschiede mich von K2 und freue mich, dass ich morgen ausschlafen kann.

Mittwoch, 14.02.2018

Heute steht nichts auf dem Programm. Gar nichts. Schrecklich. Nach einem Obstfrühstück mit Ananas, Kaki und Mango packe ich die Krippenfiguren zu den drei großen Steinen in meinen Hartschalenkoffer. Ich kann ihn kaum anheben, so schwer. 

Der einsame Kakadu schreit nach mir und imitiert immer wieder die quietschende Tür. Er verstummt nur, wenn er Streicheleinheiten bekommt. Na gut, hab ich wenigstens hier eine Beschäftigung. 

Nachdem dem Mittagessen überrede ich K1 zu einer Radtour. 

K1 fährt ein Kalkhoff-E-Bike. Ist 45 km schnell. Ich strampel mit hängender Zunge hinterher. Ohne Motor, aber mit Strohhut, der mir gelegentlich vom Kopf weht und zu unfreiwilligen Pausen einlädt. Wenn der Hut auf der Straße landet, sind die nachfolgenden Fahrzeuge äußerst rücksichtsvoll: Sie stellen sich mit Warnblinkanlage nebeneinander auf die Straße und warten, bis ich meine Kopfbedeckung wiederhabe. Aus dem lachenden Winken schließe ich, dass es ein köstliches Vergnügen für sie ist, einem Weißen dabei zuzuschauen, wie er seinem entflohenen Hut hinterher rennt.

Der Weg führt meist über Kopfsteinpflaster Richtung Flughafen. Bei einem Massage-und Beautysalon macht K1 halt. Sehr gute Idee. Wir investieren jeder 7,50 Euro und lassen uns durchkneten. Ich bin so durchgeschwitzt, da bräuchte die Masseurin eigentlich gar kein Massageöl. Vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir zurück. Es gibt gefüllte Paprika.
Näherinnen auf der Straße, wenn es dringend nötig ist
Näherinnen auf der Straße, wenn es dringend nötig ist

leere Flaschen werden recycelt
leere Flaschen werden recycelt

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